Man sieht und erlebt
außergewöhnliche Dinge.

(für GEO im
verschütteten Grab der
Hatschepsut)
 

> > INTERVIEW (Fortsetzung)
 
         

„Kurt”, der schönste Bronzeputer Schleswig-
Holsteins, war noch schwieriger. Wegen
seines Freiheitsdranges konnte ich ihn nur
im Käfig fotografieren, durch eine kleine Luke
hindurch. Kurt war partout nicht zum Balzen
zu bewegen. Da half kein Trick, Kurt blieb
cool. Die ganzen zwei Tage.

Und was war das abenteuerlichste?
     Für die Reportage über die Elblotsen 15 m
hohe Bordwände hinaufzuklabastern – bei
Seegang, auf einer schwankenden Strick-
leiter – und dabei auch noch zu fotografieren,
war sicherlich ein Abenteuer.
     Abenteuerlich war auch die Sache mit den
Hunden in Karakorum: Ich mußte mit einer
fünfköpfigen Hundemeute kämpfen!
     Das sind Momente, wo man über sich
selbst hinauswächst und sich später wundert,
wie man damit fertig geworden ist.

 

Auch die Grönland-Geschichte, die wir beide
für den SPIEGEL gemacht haben, fand ich
ziemlich spannend: Der Hinflug aufs Inlandeis
mit der „Hercules”, der unglaubliche Streß vor
Ort, die Kälte im Eislabor…

… bei der Dir die Batterien eingefroren sind…
     Das hat mich nicht wirklich gehandicapt.
Ich arbeite mit manuellen Kameras, die auch
ohne Batterien funktionieren. Da reicht es,
den Motor abzuschrauben, um weitermachen
zu können.
     Pannen gehören zum Alltag. Während einer
aufwendigen Nachtaufnahme in Karakorum
ist mir mein Funkauslöser verreckt, und ich
mußte überlegen: Wie zünde ich jetzt meine
Blitze? Da ist es hilfreich, wenn man noch
ein paar Trümpfe im Ärmel hat und sich
technisch zu helfen weiß. Improvisieren und
Tüfteln muß man immer wieder.

 

Ein bißchen Aufregung gehört dazu und macht
Spaß. Das ist einer der Gründe, weswegen ich
Fotograf geworden bin: Man sieht und erlebt
außergewöhnliche Dinge, die man sonst nicht
sehen und erleben würde, kommt an Orte, wo
man sonst nie hinkäme, hat interessante
Begegnungen…

Du warst vorher Grafiker. Ist das nicht
der komplette Gegensatz zur Arbeit des
Fotografen draußen im Felde?

     Der Wunsch, Fotografie zu machen, war
zuerst da; die Grafik war eher eine Notlösung.
Mit dem Wechsel zur Fotografie hat sich
schließlich ein Kreis geschlossen.
     Ich sehe da gar keinen Gegensatz; die
beiden Felder ergänzen sich wunderbar:
Als Fotograf profitiere ich enorm von meiner
Erfahrung als Art Director!              (weiter...)