Als Fotograf profitiere
ich enorm von meiner
grafischen Ausbildung.

(mit Klimaforschern in
der Karibik)

> > INTERVIEW (Fortsetzung)
 
         

Der Test läuft aber bei 50 km/h ab, das
kannst du nicht mitmachen, ohne Leben und
Material zu riskieren. Da fängst du an, mit
Blitzen und Lämpchen zu tüfteln, mit Nylon-
fäden, Gummiseil und Umlenkrollen, um
mit einer simulierten Bewegung den Eindruck
eines dramatischen Aufpralls einzufrieren.
In Fällen wie diesem geht es darum, einen
Vorgang zwar zu simulieren, aber trotz allem
realistisch darzustellen.
     Wenn dann mein Bild authentischer wirkt
als die Realität und dazu noch toll aussieht,
dann habe ich mein Ziel erreicht.

Bist Du eigentlich Perfektionist?
     Ja, aber nicht genug. Es gibt immer wieder
Bilder, bei denen ich mich hinterher ärgere,
nicht besser aufgepaßt zu habe, weil man
beispielsweise irgendwo noch einen dünnen
Nylonfaden ahnt, den ich gespannt habe…

 

Ist das nicht das Wesen des Perfektionisten,
daß er nie zufrieden ist?

     Wenn das stimmt, muß ich wohl einer sein.
Ich bin nur ganz selten wirklich zufrieden mit
dem Resultat meiner Arbeit.

Siehst Du das als Nachteil?
     Gar nicht, das hält mich auf Trab. Zu früh
zufrieden zu sein bedeutet Stillstand. Habe ich
dagegen immer das Gefühl, nicht gut genug zu
sein, treibt mich das ständig an, an mir zu
arbeiten, um besser zu werden. Oftmals zum
Preis schlafloser Nächte.

Was war Dein bisher kniffligster Job?
     Schwer zu sagen, die meisten Wissen-
schaftsjobs haben es ganz schön in sich.
     Aber ich glaube, die Puten kriegen den
ersten Preis: Ich sollte für GEO Bronzeputen
fotografieren, und zwar richtig groß und als
Freisteller, also vor weißem Hintergrund. Bei
der Recherche lachte mich ein Züchter aus;

 

er hielt es für völlig unmöglich, die Tiere mit
Blitzbeleuchtung im Studio zu fotografieren,
die würden sofort kirre werden.

Wie hast Du das Problem gelöst?
     Ich habe ein kleines Studio aufgebaut,
direkt auf dem Geflügelhof. Zuerst versuchte
ich, die Tiere – 11 waren es insgesamt –
einzeln zu fotografieren, aber die Hähne
wurden in der Tat sehr schnell unruhig und
sannen auf Flucht. Einer hielt sogar den
schwarzen Rand der Softbox für eine Stange,
auf der er sitzen kann und versuchte darauf
zu landen. Da brach natürlich alles zusammen
unter dem 15 kg schweren Vogel, und er saß
völlig verdattert inmitten der Trümmer.
     Meine Assistentin hatte schließlich die
rettende Idee, den Hähnen noch eine junge
Henne mit ins Gehege zu setzen. Die wirkte
beruhigend auf die Gockel und brachte sie in
Balzstimmung.                                 (weiter...)